Oasis in Dolby Atmos
Wie Ryan Hewitt dem Britpop ein neues Klanggewand verpasst
30 Jahre nach „Definitely Maybe“ klingen Oasis wie nie zuvor – und das liegt vor allem an einem Mann, der hinter den Reglern steht: Ryan Hewitt.
Was passiert, wenn man ein Kult-Album aus den 90ern nimmt, das eigentlich schon perfekt war – und es neu abmischt, für eine Technik, die damals noch Science-Fiction war? Die Antwort liefert gerade Apple Music mit dem „Definitely Maybe Special“ von Matt Wilkinson. Und mittendrin: Toningenieur und Grammy-Preisträger Ryan Hewitt, der die gesamte Diskografie von Oasis in Dolby Atmos neu aufbereitet hat.
Ryan Hewitt
Der Klang einer Generation – jetzt in 360 Grad
„Definitely Maybe“, das Debütalbum von Oasis aus dem Jahr 1994, ist mehr als Musik. Es ist ein Lebensgefühl. Songs wie „Live Forever“ oder „Supersonic“ transportieren diesen unpolierten, rotzigen Charme, der zur DNA einer ganzen Generation wurde.
Doch wie schafft man es, genau diesen rohen Spirit ins 21. Jahrhundert zu retten – ohne die Seele zu verlieren?
Die Antwort von Ryan Hewitt: mit Respekt, Fingerspitzengefühl und modernster Technik. In einem exklusiven Interview beschreibt er den Remix-Prozess als „ein Spiel von Jenga“ – jedes einzelne Element muss sorgfältig bewegt werden, sonst stürzt der ganze Sound-Turm in sich zusammen.
Wer ist Ryan Hewitt?
Ryan Hewitt ist kein Unbekannter im Musikgeschäft. Er hat bereits mit Größen wie Red Hot Chili Peppers, Johnny Cash und The Avett Brothers gearbeitet. Doch Oasis? Das war eine ganz eigene Herausforderung.
Denn anders als bei Studioproduktionen mit klarer Struktur und sauberem Mix, war „Definitely Maybe“ ein Kind der Unmittelbarkeit. Laut, dreckig, direkt. Und genau das wollte Hewitt bewahren – während er gleichzeitig die Songs räumlich neu erfahrbar macht. Mit Dolby Atmos entstehen Klangwelten, in denen Gitarren, Stimmen und Drums plötzlich um dich herumwirbeln. Es ist kein Remix – es ist eine Klangtransformation.
Wie klingt Oasis in Dolby Atmos?
Kritisch betrachtet: überraschend authentisch. Statt überproduziertem Bombast bleibt Hewitt bei einer Philosophie des behutsamen Aufbrechens. Die Gitarren wirken offener, die Drums druckvoller, ohne an Dreck zu verlieren. Die Stimme von Liam Gallagher thront über allem – klarer, aber nicht saubergebügelt.
Gerade „Columbia“ oder „Cigarettes & Alcohol“ profitieren stark von der räumlichen Tiefe. Es ist fast so, als würde man die Band in einem kleinen Club hören – mitten im Raum, umgeben vom Sound.
Matt Wilkinson als Brückenbauer
Die Folge auf Apple Music ist mehr als nur ein nostalgisches Special. Matt Wilkinson schafft es, mit Hingabe und Wissen eine Brücke zwischen den Generationen zu bauen. Junge Künstler wie Nia Archives, Yungblud oder Amyl and the Sniffers teilen in der Show ihre persönlichen Oasis-Momente – was zeigt, wie weitreichend der Einfluss der Band bis heute ist.
Doch der heimliche Star der Folge ist eindeutig Ryan Hewitt. Seine ruhige, technisch brilliante Art gibt dem Album ein zweites Leben – ohne dem ersten untreu zu werden.
Fazit: Der Soundtrack einer Ära – neu erfunden, nicht ersetzt
Was Ryan Hewitt mit der Dolby-Atmos-Version von „Definitely Maybe“ geleistet hat, ist mehr als ein Re-Issue. Es ist eine Klang-Restaurierung mit Tiefenwirkung. Nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung für ein neues Publikum, das Musik mit anderen Ohren hört.
Für Fans der ersten Stunde bietet der neue Mix einen überraschend frischen Blick auf Altbekanntes – und für Neuentdecker vielleicht sogar den perfekten Einstieg in eine der wichtigsten Bands der britischen Musikgeschichte.
Tipp: Das „Definitely Maybe Special“ ist exklusiv bei Apple Music zu hören – inklusive Demos, Anekdoten und der ganzen Diskografie im neuen Dolby-Atmos-Sound.
Hör selbst rein
Auch im aktuellen Zeitgeist zeigt sich, warum Oasis wieder einmal die richtige Band zur richtigen Zeit sind. In einer Welt, die von Dauer-Optimierung, Streaming-Überfluss und Pop-Perfektion geprägt ist, wirkt der rohe, ungefilterte Sound der Gallaghers wie eine Befreiung.
Ihr Britpop steht für eine Haltung: laut, direkt, kompromisslos. Genau das spricht viele Menschen heute wieder an – besonders eine Generation, die sich nach Ecken und Kanten sehnt. In der ZDF-Doku zum Comeback der Band wird deutlich, wie sehr Oasis den Nerv der Zeit treffen.
Zwischen Nostalgie und Gegenwartsbezug schaffen sie es, alte Fans zu elektrisieren und neue zu gewinnen. In einer Ära, in der echte Haltung zur Mangelware wird, liefern Oasis genau das – mit Gitarren, Haltung und einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein.